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Faszination Produktion.
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Presswerk | Stanzwerk | |
Mitarbeiter | ca. 1.200 | ca. 325 |
Fertigungsfläche | 40.600 qm | 11.600 qm |
Teilespektrum | mehr als 800 Serienteile; Teilespektrum umfasst kleine Anbauteile bis hin zum vier Meter langen Seitenrahmen | ca. 4.100 Serienteile; Teilespektrum umfasst Anbau-, Struktur- und IHU (Innen-Hochdruck-Umformung)-Teile |
Materialverbrauch | 1.200 t / Tag | 325 t / Tag |
Produktionsvolumen | über 300.000 / Tag | bis zu 1.250.000 Teile / Tag |
Anzahl Pressen | 79 - Presskraft zw. 300 und 9.500 t | 25 - Presskraft zw. 100 und 5.000t |
Werkzeuggewicht | bis zu 50 t | bis zu 40 t |
Rüstvorgänge, anlagenabhängig | bis zu 40 Rüstvorgänge / Tag, Rüstzeiten 7 bis 50 Minuten | bis zu 130 Rüstvorgänge / Tag, Rüstzeiten 20 bis 120 Minuten |
Karosserierohbau – Kleben, Schweißen, Schrauben in Perfektion.
Bedarf es im Presswerk noch einiger Phantasie, sich beim Anblick der gestapelten Stahlbleche ein Automobil vorzustellen, nimmt im Karosserierohbau das Fahrzeug erstmals Gestalt an. Karosserierohbau – das bedeutet in der BMW Fertigung zunächst ein schrittweises Zusammenfügen von mehreren hundert einzelnen Teilen aus Stahl und Aluminium unterschiedlicher Größe und Materialdicke. Das bedeutet aber auch die Grundlagen späterer Fahrzeugeigenschaften, wie zum Beispiel für die Crash-Sicherheit zu legen. Als Hauptziel für den Karosserierohbau lässt sich vereinfacht formulieren: Fertigung einer Präzisionskarosserie zur Weitergabe an die Spezialisten der Lackiererei.
Intelligenter Werkstoffmix – höherfeste Stähle und Aluminium in Großserie, dort wo es sinnvoll ist. Leicht, steif, lackierfähig, korrosionsfest – das sind ein paar der exemplarischen Anforderungen, die heute verstärkt an moderne Automobil-Karosserien gestellt werden. Ein gezielter, intelligenter Werkstoffmix hat im Hause BMW daher schon lange Tradition, doch insbesondere bei den Arbeitsabläufen für die Fertigung der Rohkarosserie des neuen 7er lässt er sich konsequent erleben.
Vollautomatische Roboterstation verklebt und verschweißt den Seitenrahmen des 7er BMW mit dem Karosseriegerippe
So werden Leichtmetalle, wie Aluminium, bei diesem Maßstäbe setzenden Automobil vor allem dort eingesetzt, wo es dem Kunden letztlich auch Vorteile bringt, wie zum Beispiel bei Seitenverkleidungen und Kühlerhaube.
Das Schwerpunktmaterial bilden höherfeste Stähle. Die mit der intelligenten Mischbauweise verbundene gezielte Gewichtsersparnis führt nicht nur zur Kraftstoffeinsparung, sondern lässt beispielsweise auch die Gewichtsverteilung auf den Achsen optimieren, was bekanntermaßen die Fahrdynamik positiv beeinflusst.
Die Rohkarosserie des 7er BMW besteht neben Aluminium aus 82 Prozent höherfesten Stählen, die insbesondere Vorteile bei der Crashsicherheit und in Sachen Gewicht aufweisen. Rund 480 Stahlblech- und Aluminiumteile mit einer Materialdicke von 1 mm bis 2,25 mm im Karosseriebereich werden verschweißt, verklebt und verschraubt. Knapp 5 800 Schweißpunkte, über 150 laufende Meter Klebstoffauftrag, mehr als vier Meter Laserschweißnähte, Verschraubungen bei Klappen und Kotflügel sowie weitere konventionelle Schutzgasschweißnähte lassen die Rohkarosserie des neuen 7er BMW zu einer perfekten Einheit werden.
Um die Variantenvielfalt vor der Montage im Rahmen des „kundenorientierten
Vertriebs- und Produktions-Prozesses (KOVP) einzugrenzen, gibt es im Rohbau des
neuen 7er nur noch vier Karosserie-Varianten: Links- und Rechtslenker, mit und
ohne Schiebedach. Bolzen und Befestigungen werden so platziert, dass später
sämtliche Varianten baubar sind . Mit der Langversion in 2002 steigt die
Variantenzahl dann auf insgesamt acht an. Zum Vergleich:
bei der jetzigen 5er Baureihe gibt es weit über 100 Karosserievarianten.
Karosseriestruktur – Fahrgenuss und Sicherheit.
Der pure Fahrgenuss im neuen 7er wird mit von der außergewöhnlichen Karosserie-Steifigkeit beeinflusst. So liegt die erste Biegeeigenresonanz bei 26 Hz, die erste Torsionseigenresonanz bei 29 Hz. Was im Klartext heißt, dass die Karosserie äußerst unempfindlich gegenüber Anregungen seitens beispielsweise Fahrbahnunebenheiten oder des Antriebstrangs reagiert.
Möglich wurde der Fortschritt durch den Einsatz modernster CAD-Verfahren bei der Berechnung und Konstruktion der Struktur und unter anderem durch den Einsatz hochmoderner Karosserie-Kleber, mit denen Verbindungsnähte zusätzlich verstärkt werden. Im Vergleich zu einer unverklebten Karosse steigt dadurch die Biege- und Torsionssteifigkeit um bis zu 15 Prozent.
Die Klebetechnik bringt zudem eine erhöhte Energieaufnahmefähigkeit um ebenfalls rund 15 Prozent, die vollständig der passiven Sicherheit zu Gute kommt.
Sicherheit – Grundkonzept für hohes Insassenschutzniveau:
Neu: Verbindungstechnik Punkt-Schweiß-Kleben in Großserie.
1999 begannen BMW Spezialisten eine neue Verbindungstechnik, sogenanntes Punkt-Schweiß-Kleben, vom Versuchsstadium hin zur Serientauglichkeit weiter zu entwickeln. Dabei wird zwischen den Stahlblechen vor dem Punktschweißen Klebstoff aufgetragen, der die Festigkeit erhöht, abdichtet und geräuschdämmend wirkt. Die Umsetzung und Anwendung dieser Technologie in den Großserienbetrieb erfolgte dann erstmals im Rahmen des Anlaufs der neuen 7er Baureihe in 2001.
Durch das Punkt-Schweiß-Kleben werden flächige Flanschverbindungen erzeugt.
Damit gelingt es, die Steifigkeit einer Karosserie zu erhöhen und damit auch das
Crash-Verhalten zu verbessern. Gleichzeitig ist die Materialstärke von
Stahlblechen reduzierbar sowie der Wegfall von bisher notwendigen verstärkenden
Bauteilen möglich. Kleben ist eine relativ junge Fügetechnik im Karosserierohbau
der Automobilindustrie mit großem Potenzial. So können durch Verwendung
spezieller Kleber artgleiche und unterschiedliche Werkstoffe (Kunststoffe,
Stähle) stoff- und kraftschlüssig verbunden werden. Dabei wird die Doppelwirkung
der Klebstoffe genutzt. Die Fügeteile werden durch Adhäsion (Haftung des
Klebstoffs am Bauteil) und Kohäsion (innere Festigkeit des Klebstoffs) wärmearm
verbunden.
Wurden in der Vergangenheit rund acht Meter Flanschlänge Klebstoff an der
Karosserie verarbeitet, so sind es beim neuen 7er 150 Meter, die in Großserie
punktgenau über Robotertechnik aufgetragen werden.
Neu: Flexible Inline-Messtechnik.
Mit dem Anlauf des 7er BMW wurden weltweit die ersten Inline-Messanlagen, die durchgängig den Serienprozess mit temperaturkompensierten Messrobotern zu 100 Prozent maßlich überwachen, im Dingolfinger Rohbau installiert. Die neuen Messanlagen sind direkt in die Fertigungslinien integriert – deshalb „Inline“ – und können in drei Dimensionen messen. Mit ihrer Hilfe wird die Prozesssicherheit der Schweißroboter sichergestellt und bei Bedarf steuernd eingegriffen. Die Messsensorik wurde in die Robotersteuerung komplett integriert. Eine direkte Programmierung der Sensoren über das Roboter „Teach Panel“ ist möglich. Ein zyklischer Abgleich der Inline-Anlage mit den Messräumen ist gewährleistet.
modernste "Inline-Messtechnik" mit Infrarot- und Lasertechnik
Die Technik ist flexibel, da sie robotergeführt und in
wenigen Stunden umprogrammierbar ist. Sind zum Beispiel Änderungen der
Messpunkte an der Karosserie notwendig, so nimmt diese Umprogrammierung nur rund
2 Stunden in Anspruch, während bei konventionellen stationären Anlagen ein
Mehrfaches dieser Zeit einzuplanen ist. Die vier flexiblen Inline-Messstationen
überprüfen zu 100 Prozent im Produktionsprozess der BMW 7er Karosserie den
Vorder-, Hinterbau und die Bodengruppe an je 62 Messpunkten sowie das
Karosseriegerippe an 105 Messpunkten. Eine zentrale Datenbank für alle
zukünftigen Inline-Messanlagen ist in Planung, so dass neben der
Prozessüberwachung und -regelung eine effiziente Dokumentation erfolgt.
Neu: 180 Grad Bördeln (Abkanten der Außenhaut) im Karosserierohbau bei der Heckklappe.
Die vollkommen neue markante Designstruktur im Heckbereich des 7er BMW führte zu Anpassungen im Fertigungsprozess. Während beim alten 7er das Abpressen und die 90-Grad-Bördelung der Heckklappen-Außenhaut schon im Presswerk erfolgte, erlaubt es die „aufliegende Kofferraumklappe“ des neuen 7er BMW nicht, das Innenblech der Heckklappe in die bereits abgekantete Außenhaut exakt einzupassen. Lösung: das Presswerk liefert die Außenhaut jetzt ohne Abkantung. Dieser Arbeitsschritt wurde in den Karosserierohbau integriert. Eine zusätzliche Werkzeugvorrichtung erlaubt nun eine 180 Grad-Abkantung, mit dem ein harmonisches Fugenbild zwischen Heckklappe und Seitenrahmen mit entsprechender optischer und funktionaler Qualität gewährleistet ist. Letzteres, also die Funktionalität der Heckklappe, wird in einem Dauerbelastungstest durch die Spezialisten in den BMW Laboren geprüft. Hier muss die Kofferraumklappe 12 000 Öffnungs- und Schließvorgänge mit definierten Geschwindigkeiten bei verschiedenen Temperaturen unbeschadet überstehen. Die Temperaturbandbreite bewegt sich dabei von minus 30 bis plus 80 Grad Celsius.
Simulationswerkzeug ROBCAD.
Um bereits weit vor Serienstart optimale Abläufe, Arbeitsplätze und Montagevorgänge möglichst realitätsnah ausplanen zu können, ist ROBCAD als graphisches 3D-Softwaretool zur Simulation im Einsatz.
Das System generiert virtuelle Fertigungslösungen, um den Produktions- und Engineeringprozess zu planen, überprüfen, simulieren und Offline zu programmieren. Mit diesem Werkzeug wird ein schneller, möglichst nahtloser und reibungsarmer Übergang von Konstruktion zur eigentlichen Produktion angestrebt.
Aluminium: ein hochsensibler Werkstoff.
Aluminium-Außenhautteile (Frontklappe und Kotflügel) werden bei BMW erstmals
in Großserie bei der 7er Baureihe eingesetzt. Das nötige Know-how im Umgang mit
diesem Leichtbau-Werkstoff haben sich die BMW Spezialisten bereits über viele
Jahre hinweg aufgebaut. So verfügt beispielsweise der BMW Z8 über eine
Vollaluminium-Karosserie, die beinahe in Handarbeit im Dingolfinger
Alu-Kompetenzzentrum der BMW Group gefertigt wird.
Auch in der Vergangenheit hat BMW an unterschiedlichsten Stellen den Werkstoff
Aluminium eingesetzt, wie zum Beispiel beim Aluminium-Motorblock des legendären
BMW 507 in den 50er Jahren, oder 1973 beim BMW 3.0 CSL, dessen Front-,
Heckklappe und Türen schon aus Aluminium bestanden.
Beim neuer BMW 7er steht jedoch Automatisierung und Mechanisierung statt
Manufaktur im Umgang mit Aluminium im Mittelpunkt. Aluminium ist in der
Handhabung sensibel. So gelten beim Verarbeiten dieses Werkstoffs enge
Fertigungstoleranzen.
Karosserierohbau Dingolfing im Überblick.
Mitarbeiter gesamt | ca. 2.800 |
Fläche | rund 166.000 qm |
Schwerpunkt Produktionsprogramm | Rohkarosserie 5er und 7er Baureihe, Z8 Karosserie |
Kenndaten Karosserie neuer 7er BMW | |
Automationsgrad: | rund 95% |
Robotor | 250 |
Schweißpunkte | 5.749 |
Klebstoffauftrag | auf 150 Meter Flanschlänge |
Schweißnähte | 7,40 Meter |
Gewicht | rund 430 kg |
Fahrwerk aus Voll-Aluminium.
Die Fertigung von BMW Fahrwerkskomponenten und -systemen ist im Rahmen des Produktionsverbundes der BMW Group ebenfalls in Dingolfing auf rund 80 000 Quadratmetern Fläche mit rund 2 400 Mitarbeitern konzentriert. Die BMW Sparte Motor und Fahrwerk fertigt hier im Schwerpunkt Vorder- und Hinterachsen, Vorder- und Hinterachsgetriebe für alle BMW Baureihen sowie Radsätze für Motorräder. In einer konsequenten Fortführung und Optimierung der Leichtbau- und Aluminium-Erfahrungen aus der 5er Baureihe entstand das neue Vollaluminium-Fahrwerk des 7er BMW. 1995 hatte BMW damals das erste in Großserie geschweißte Alu-Fahrwerk der Automobilindustrie gefertigt. Neben einer Gewichtseinsparung gelingt damit auch eine weitere Verbesserung der Traktionseigenschaften, der Fahrdynamik sowie eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs. Bei der Fertigung der Voll-Aluminium-Fahrwerke des neuen 7er BMW kommen weiter entwickelte sowie neue Produktionstechnologien zum Einsatz.
Beispiel: Hochleistungsschweißverfahren Tandem-Schweißen.
Bei dieser Technik wird beim Setzen der Schweißnähte am Vorderachsträger mit zwei Drahtelektroden anstatt einer Drahtelektrode gearbeitet. Dadurch kann mehr Material aufgeschmolzen werden, die Prozessgeschwindigkeit für die Schweißnähte wird auf das Doppelte bis Dreifache gesteigert.
Beispiel: Hochgeschwindigkeits-Bearbeitung von Alu-Achsen.
Hier wird das so genannte High Speed Cutting (HSC) eingesetzt. Ein Hochgeschwindigkeits-Fräsverfahren zur mechanischen Bearbeitung von bis zu 140 Flächen, Kanten und Bohrungen. Die Bearbeitungszeit an Vorder- und Hinterachse reduziert sich um rund ein Drittel.
Beispiel: Geometriesimulation zur virtuellen Prozessabsicherung.
Erstmalig beim neuen 7er wurden alle Schweiß- und Handlingsaufgaben im Achsenrohbau virtuell abgesichert. So konnte bereits in der dem Serienanlauf vorgeschalteten Planungsphase durch Computersimulation eine optimale Anlagen- und Roboterpositionierung noch vor der Hardware-Erstellung festgelegt werden. Damit waren auch Ergonomie und Zugänglichkeit der Anlagen schon im Vorfeld virtuell durchspielbar.
Beispiel: Innenhochdruckumformen.
BMW wendet als erster Automobilhersteller der Welt bei der Fertigung von Hinterachsen das Innenhochdruck-Umformverfahren an. Dabei werden Rohre zunächst gebogen und anschließend in ein Umformwerkzeug eingelegt.
An beiden Rohrenden wird dann unter hohem Druck ein Hydraulikfluid eingepresst, so dass die Rohre die Kontur des Werkzeugs annehmen. Diese innovative Fertigungstechnik ermöglicht Bauteilgeometrien, die den im Unterboden vorhandenen Bauraum hinsichtlich Steifigkeit und Festigkeit der Achsen optimal nutzen und dabei noch gewichtsgünstiger sind als etwa Schalenkonstruktionen.
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Mit freundlicher Unterstützung der BMW Group. März 2002. zurück: BMW Werk Dingolfing - Flexibler Automobilbau vom Feinsten |
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