Faszination Produktion.
Farben im Blick.
High-tech Farbgebung bezaubert Sinne.
Die Farbgebung eines Automobils ist weit mehr als eine mehrschichtige
schützende High-tech Haut der Rohkarosserie, die für Korrosionsbeständigkeit und
Glanz über die gesamte Fahrzeuglebensdauer eines Automobils sorgt. Farbe ist
purer Ausdruck individuellen Geschmacks und mit eines der bedeutendsten Elemente
eines Automobils, dass so direkt auf die Sinne einwirkt.
Hohe Ansprüche an Oberflächen bei nachhaltiger Produktion.
Produktionsseitig werden in der BMW Group seit jeher sehr hohe Ansprüche an
die optische und funktionale Oberflächengüte im Zuge der Automobillackierung
gelegt. Gleichzeitig ist die Forderung nach einer nachhaltigen, also möglichst
umweltverträglichen Produktion fest in den Unternehmenszielen verankert.
Die erstmals in Dingolfing in Serie eingesetzte Pulverklarlacktechnik, hat
bereits vor Jahren einen weltweiten Meilenstein und großen Fortschritt in der
umweltverträglichen Automobilproduktion fixiert. Durch den Einsatz von
Pulverklarlacken und Lacken auf Wasserbasis werden Emissionen weitgehend
vermieden, bei zugleich hoher Wirtschaftlichkeit der Prozesse, gesichert durch
spezielle Auftragstechniken.
Meilenstein Pulverklarlack im Überblick.
Automatischer Auftrag von Pulverklarlack in der 7er Serienfertigung
Als weltweit erster Automobilhersteller setzte die BMW Group schon im Mai
1997 erstmals im Werk Dingolfing umweltschonenden Pulverklarlack ein, der auch
den Farben noch mehr Brillanz verleiht. Diese Technologie wird seitdem ständig
verfeinert und weiter entwickelt. Beim Auftragen wird das weiße hightech Pulver
mit Hilfe einer Elektrode beim Verlassen einer Sprühpistole elektrostatisch
aufgeladen, wodurch die Pulverteilchen an der geerdeten Karosserie haften.
Später im Trockner schmilzt das weiße Pulver unter Wärmeeinwirkung, wird
transparent und verbindet sich mit dem farbigen Wasserbasislack. Pulverklarlack
bietet viele Vorteile: Für den Kunden wird beste Qualität bereitgestellt, da
höchste optische und funktionale BMW Qualitätsziele erfüllt werden.
Nachhaltigkeit verpflichtet.
Mit Fokus auf eine umweltschonende Produktion setzt Pulverklarlack weitere
Benchmarks:
- Es entstehen keine Lösemittelemissionen.
- Es wird kein Wasser verbraucht, Abwasser gibt es nicht.
- Es sind keine chemischen Reinigungsmittel im Prozess notwendig.
- Der Materialnutzungsgrad beträgt nahezu 100 Prozent – ein Direktrecycling
erfolgt innerhalb der Lackieranlage, daher fast kein Abfall.
- Kein Anfall von Lackschlamm.
Zum Vergleich: Herkömmliche Klarlacksysteme bestehen bis zu 55 Prozent aus
Lösemitteln – die Karosserien werden hier beim Nassbeschichtungsverfahren mit 1
bis 1,5 kg Lösemittel besprüht. Der Klarlack bleibt, die
Kohlenwasserstoffverbindungen entweichen in die Luft. Nicht so beim
Pulverklarlack. Hier handelt es sich um ein Produkt aus Trockensubstanzen, das
Lösemittel gänzlich überflüssig macht.
Für den Lackierbetrieb bedeutet Pulverklarlack:
- ein stabiles und robustes Lackmaterial einzusetzen,
- ein Material zu haben, das einfacher zu verarbeiten ist als Nasslack,
- mit geringeren Instandhaltungsleistungen konfrontiert zu sein,
- das einzigartige System-Know-how bei der Prozessbeherrschung „Pulverklarlack“
ständig zu erweitern.
Tagesgeschäft Flexibilität – Qualifikation gefragt.
Vorbehandlung der 7er Rohkarosserie vor dem Lackierprozess - Eintauchen in eines von zwölf Tauchbecken der
so genannten "RoDip-3-Anlage"
Verschiedene Modellreihen in ihren jeweiligen Typenausprägungen mit
unterschiedlichen Werkstoffen wie Stahl und Aluminium auf einer Fertigungslinie
zu beschichten und zu lackieren, ist mit Hilfe von hochflexiblen, variablen
Prozessen zum Tagesgeschäft im Dingolfinger BMW Werk geworden.
Wie in vielen anderen Bereichen der Fahrzeugproduktion ist auch beim Auftrag
der Beschichtungen und Lacke ein Automatisierungsgrad von bis zu 100 Prozent
erreicht. Jedoch sind es hochqualifizierte Lackierfachkräfte, Prozesstechniker,
Instandhaltungsmitarbeiter und Ingenieure, die als Prozesseigner verantwortlich
sind für Qualität genauso wie für Stückzahl und die Arbeitsabläufe ständig
überwachen und führen.
Herausforderung Lackierung neuer 7er BMW.
Obwohl der 7er BMW mit den anderen Baureihen die gleichen Prozess- und
Anlagenbereiche der Dingolfinger Lackiererei durchläuft, waren umfangreiche
Vorbereitungen zum Serienanlauf in 2001 notwendig. Die großen Herausforderungen
lagen im Farbtonmanagement, in den Karosserieabmessungen, neuen Flächen im
Rahmen des Designs, der Mischbauweise Aluminium/Stahl und in verschiedenen
konstruktiven Details.
Den richtigen Ton treffen.
Beim Farbtonmanagement wurden für 13 Lackfarben in 32 Betriebsversuchen,
innerhalb des laufenden Produktionsprozesses, 142 Versuchs- und
Vorserienfahrzeuge lackiert, beurteilt und vermessen. Acht der 13 Lackfarben
sind dabei für den neuen 7er bestimmt und erstmals in das Farbprogramm
aufgenommen worden. Des weiteren sind weit über 200 Individualfarben auf
Kundenwunsch hin darstellbar.
Neueste Vorbehandlungstechnik bei Rohkarosserien vor dem Lackierprozess -
die 7er Karosserie dreht sich vertikal je Tauchbecken einmal um die eigene Achse
Eine große Herausforderung lag bei der Lackierung darin, die
Farbtonstimmigkeit der Gesamtkarosserie zu gewährleisten, denn das Design des
Luxusautomobils führt zum Beispiel zu großzügigen Flächen mit wenigen
Struktur-Unterbrechungen der Außenhaut und großflächig integrierten Anbauteilen.
Dieses Außenhautstyling erforderte auch höhere Freiheitsgrade bei den
Applikationseinrichtungen. So wurden mehrere Umbauten entlang
der gesamten Lack-Prozesskette vorgenommen, um die zu beschichtende Gesamtfläche
von erstaunlichen 92 Quadratmetern (Gesamtoberfläche inkl. Hohlräumen) des BMW
7er mit seinen Karosserieabmessungen in der geforderten Oberflächenqualität
sicher zu stellen. Neben der Anschaffung von neuen Robotern im Decklackbereich,
wurde ein weiteres Finishband nach der Tauchlackierung installiert sowie
Anpassungen an der gesamten Fördertechnik sowie Abdicht-, Lackier- und
Trocknungsanlagen im Zuge einer rund 5 Millionen Euro umfassenden Investition
vorgenommen.
Die Karosserie schlägt Purzelbäume – weltweit einzigartige
Rotations-Tauchlack-Anlage (RoDip).
Am 30. Oktober 2001 wurde, bis dahin einmalig im Großserienbetrieb in der
Automobilindustrie, eine sogenannte Rotations-Tauchlack-Anlage (RoDip) in der
Dingolfinger Lackiererei in Betrieb genommen. Im Werk München hat diese
fortschrittliche Technologie eine weitere Anwendung in der BMW Group gefunden.
RoDip, was steht eigentlich hinter diesem Wort? Die Bezeichnung leitet sich
vom Englischen „to roll“, also rollen und „to dip“, also eintauchen ab. Anders
als bei bisherigen Vorbehandlungsanlagen wird die Karosserie jetzt nicht mehr
nur horizontal befördert, sondern sie dreht sich innerhalb jedes Tauchbeckens
einmal um die eigene Achse, schlägt also Purzelbäume.
RoDip – flexibel und gut.
Im Rahmen der Vorbehandlung (reinigen, entfetten, phosphatieren) von
Rohkarosserien nach dem Zusammenfügen der Stahl- und Alukomponenten im
Karosserierohbau, werden bei diesem Verfahren die verschiedenen Karosserietypen
gleichzeitig getaucht und gedreht. Die RoDip-Anlage zeichnet sich zum einen
durch hohe Typenflexibilität (Karosserielänge bis sechs Meter und 700 kg
Gewicht) aus und zum anderen durch Prozessflexibilität hinsichtlich
verschiedener Werkstoffe (Stahl und Aluminium).
Weitere Pluspunkte: flexible Fahrweise der Anlage mit Überfahrmöglichkeit
einzelner Becken, baulich kürzerer Raumbedarf als vergleichbare Durchlaufanlagen
und intelligente Fördertechnik. Außerdem können alle Hohlräume in der
Rohkarosserie durch deren 360 Grad Drehbewegung in den Becken deutlich besser
geflutet und entleert werden.
Reinigung der 7er Rohkarosserie vor der Lackierung - abfließen der Hohlräume nach Flutung der Karosserie in einem der
insgesamt 12 Tauchbecken
Vom „Bodywasher“ zum Herzstück Phosphatierung.
Den zehn Volltauchbädern der Dingolfinger RoDip-Anlage vorgelagert, findet
sich der sogenannte „Bodywasher“. Mittels Schwallwäsche erfolgt hier im Zuge
eines intensiven Duschvorgangs, bei dem sich die Rohkarosserie auch schon um 360
Grad dreht, eine typbezogene Vorreinigung.
Dann durchläuft das zukünftige Automobil eine konturgesteuerte Bürstenanlage,
bevor es schließlich in den nachfolgenden Becken eingetaucht wird.
Jetzt kommt das eigentliche Herzstück der neuen Vorbehandlung zum Zuge: die
Phosphatierung mit Schlammabtrennungsverfahren. Diese Weltneuheit mit vier
Membranfilterpressen ermöglicht zum Beispiel die Abtrennung von Schlämmen bis 30
Prozent Aluminiumgehalt und Sicherstellung einer konstanten Filtratmenge im
Kreislauf. Der gesamte Vorbehandlungsprozess wird online überwacht. Eine präzise
Steuerung regelt die chemische Zusammensetzung der einzelnen Bäder, wie auch die
Abwasseraufbereitung. Das spart Betriebsmittel und reduziert den Einsatz von
Wasser.
Die RoDip-Technik führt insgesamt zu einer gleichmäßigeren und reineren
Ausprägung der Phosphatschicht – diese ist ein wichtiger Haftgrund für folgende
Lackschichten, und damit auch wichtigster Bestandteil des Korrosionsschutzes –
und führt zu einer insgesamt noch höheren Lackqualität.
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